Mein erstes Preacher-Battle am Samstag hat mich unangenehm an ein altes Thema erinnert:

Beim BibleBox auf dem Freakstock 2004 hatte ich ca. 20min vor dem Battle meine Teilnahme abgesagt. Jean hatte dieses Event, das zugleich Premiere haben sollte, mit soviel Liebe und Kreativität vorbereitet, doch plötzlich kniff mich mein Gewissen. Dabei hatte ich zu keinem Zeitpunkt ein Problem mit der Performance selbst, mein Problem waren mein Herz und meine Angst, dass die Zuschauer und ich selbst nicht mit den lauteren Motiven umgehen. Nachher traf ich noch Paddy aufm Sternplatz, und er hatte Punkt für Punkt exakt dieselben Gründe wie ich. Das erleichterte mich tierisch, da ich auf keinen Fall in irgend so einem Gesetzesding landen wollte.
Damit man das nachvollziehen kann, versuch ich noch mal einige Punkte zu nennen:

- Was ist ein Kultprediger? Ich glaube, dass es diese Tendenz in unserer Bewegung gibt, dass die Person vor dem Dienst steht und Prediger angefragt werden, weil sie halt „cool“ oder witzig sind und nicht, weil die Leute erwarten, dass Gott zu ihnen spricht. Jesus war kein Kultprediger und sollte ab und zu mal gesteinigt werden. Ich möchte, dass Sympathien und Beziehungen nicht über unsere Gaben entstehen.

- Die Gratwanderung zwischen Kunst und Dienst. Kann ich bzw. können die Leute einen Auftritt im Preacher Battle sauber trennen von einem Predigtdienst auf der Mainstage? Das eine formt meine Gabe (genauso der Besuch eines Predigtseminars) und das andere ist ein Dienst an Menschen. Auf der Kanzel darf nicht mehr mein Predigtstil im Vordergrund stehen, sondern das eigentliche Wort Gottes, unabhängig von allen Sympathien und Reaktionen. Welche Note erhalte ich, wenn ich den Jesus Freaks Sünden vorhalte (Beim Battle wurden Qualitätsnoten vergeben)?

- Das Wort Gottes ist heilig und rein, und das sollten auch meine Motive sein. Ich hatte plötzlich (ca. 20min vor dem Auftritt) keine absolute Gewissheit mehr, ob mein Umgang mit der Bibel bei „Bible Box“ der gleiche sein wird wie der, den ich in meinen Seminaren am Donnerstag und Samstag gelehrt hatte. Allerdings erschien mir die Gefahr, dass die Gewissheit und damit das Bewusstsein über Sünde meist erst nach der Tat kommt, zu riskant für meinen Auftrag für das FS 2004.

Natürlich lassen sich diese Begründungen nicht ohne weiteres auf das Konzept oder die anderen Teilnehmer übertragen. Alles was ich von der Bibel Box hörte, war super cool, und unser erstes Battle hier in Berlin hat meine Einwände bezüglich „Predigen ist etwas Heiliges“ entkrampft. Es ist unfassbar, wie Gott gerade solch eine gechillte und originelle Atmosphäre benutzt, um zu Leuten zu reden. Jede der Freestyle-Kurzpredigten hatte "ihren eigenen Tiefgang". Jedenfalls fühl ich mich angenehm befreit von dem dumpfen Gefühl von damals...

...aber viel mehr als das - ne fastenwoche! seit montag starten wir als gesamte gemeinde in berlin durch und werden 7 tage lang beten und fasten. dass das sich gerade mit der faschings-fastnacht deckt, ist mehr als ein zufall. interessanterweise ziehen die jesus freaks in frankfurt gerade das selbe ding durch.

"zufälle sind tricks des herrn" (hab ich von frede)

na ja, whatever, jedenfalls geht es mir mit dem teilfasten tierisch gut und ich spüre, wie sich der geistliche blick schärft. natürlich bekommt das ganze noch eine andere dimension, wenn mehrere freaks zugleich so eine sensibilisierung erfahren und die gebete sich wie ein laserstrahl bündeln. veränderung und erneuerung werden absolut greifbar, ohne dass es durch ein programm automatisiert wird. nur dadurch, dass der freiwillige verzicht auf der persönlichen freiheit des einzelnen begründet ist (eben aus dem freien willen), wird eine enorme kraft frei. manche erleben eine neue qualität in ihrer gottesbegegnung, andere werden überhaupt erst richtig fähig, den zoom auf die wesentlichen dinge zu fahren.

viel wichtiger als die persönlichen erfahrungen sehe ich den zusammenhang zu unserem auftrag als christen. jesus hat fasten immer im zusammenhang mit barmherzigkeit und der tat am nächsten erwähnt. wenn die geistlichen prioritäten neu geordnet sind, wenn die selbstbeschäftigung des egos dem blick auf den mitmenschen weichen muss, werden die freax und kinder gottes in einer unglaublichen kraft und freude dieser welt begegnen.

Manfred Seitz: "Ein Mensch, der verzichten kann, ist eine Wohltat für seine Umgebung. Er ist weder ein Spielball seiner Triebe noch seiner Gefühle. Er ist ein zuchtvoller Mensch, zu dem man Vertrauen haben kann. So stehen Gottesliebe, Mitmenschlichkeit und Verzicht in einem tiefen Zusammenhang untereinander."

nach einer langen nacht und einem kurzen morgen betaste ich meinen hals und analysiere den schmerz beim schlucken - diese veranstaltung hat zukunft!
die 1.preacher-night der berliner jesus freaks währte zwar nur ganze 3,5 stunden, war aber im verhältnis zum einsatz (vorbereitungszeit) ein treffer ins schwarze. allerdings hat meine luftröhre unter den miesen klimatischen bedingungen (keine abluft, zigarettenrauch) ziemlich gelitten.

heute gings ab 11uhr gleich noch weiter, die definitiv letzte seminareinheit der predigerausbildung inkl. angenehmen ausklang (brunch bei ingo) war komplett ausgefüllt mit interaktiven übungen zum spontanpredigen und dem ausbau des aktiven wortschatzes. ich war echt erstaunt und begeistert, wie kreativ und tiefgängig die anspruchsvollen aufgaben gelöst wurden. wir haben da richtig fitte preacher in unserem gemeindehaufen dabei! meine hochachtung, ihr habt eure hausaufgaben gut gemacht, schoko, andy, timmi, bettina!
ich hatte als prediger-veteran ziemlich not, da mitzuhalten. so musste ich die begriffe kartenmischmaschine, paternoster, sinuskurve, still-bh und implodieren in einer kurzpredigt unterbringen, hat aber ganz gut funktioniert. zu guter letzt versuchten wir uns noch in dem legendären hsn-hsn-spiel aus dem orkrist-verlag, einem christlichen pendant zum allseits bekannten tabu (?).

...- das ist mein tip für eine sinnvolle (weil das leben betreffend) und nachhaltig wirkende samstagabend-gestaltung hier im kulturüberschwemmten berlin.
gegen 21uhr werden sich die giganten des wortes ein stelldichein geben und dem hungrigen publikum eine "preacher-battle - nacht der nächte" verabreichen. sicherlich dürft ihr mit euphorischen, enthusiastischen, ja ekstatischen attacken der männer gottes rechnen. attacken auf das zwerchfell sind damit genauso gemeint wie attacken auf das alteingesessene "fleisch" der leute. erfrischung, inspiriation und aufwühlende lebensveränderung sind die beabsichtigten folgemerkmale der predigten und wortbeiträge.

aus dem fernen hannover wird morti, ein mann voller feuer und leidenschaft, erwartet, aus berlin werden von den hier ansässigen jesus freaks die absolventen der predigerausbildung (das battle ist zugleich die abschlussveranstaltung des seminars) sowie sprotte antreten. dabei ist das ganze nicht wirklich als ein konkurrenzkampf zwischen predigern zu betrachten, ist wohl eher eine etwas einseitige form eines gottesdienstes. da das ganze in einer kneipe stattfindet, dürfte auch die gefahr einer kulturellen entwurzelung (und damit die entkompatibilisierung zum alltäglichen leben der menschen, für die wir kirche sein wollen) gebannt sein. die sprache der predigten kann also derb bis liebevoll sein, ohne dass christentümliches vokabular auftaucht.

nach den eher standardisierten predigten (aber mit garantierter überlänge) und den 7min übungspredigten des nachwuchses (ist ein rezept von storchs predigerseminar) werden noch adaptierte varianten zum programm gehören. das läuft meist so, dass mehrere prediger nach einer aufgabenstellung und minimaler/fehlender vorbereitung ihre rethorischen (schlag)fertigkeiten ins feld führen. dürfte den meisten freaks vom freakstock her bekannt sein.
zur absolut gesellschaftsfähigen vervollkommnung der predigernacht gehören
Dj Anatomic G feat. Klaus J. Frauenholz sowie Laura (visuals).

...bin ich echt am Überlegen, ob ich dieses pseudokommunikative Projekt "Weblog" fortsetze. Irgendwie sag ich hier doch nicht, was ich denke. Irgendwie scheu ich mich, jeden halbverdauten Gedanken gleich einem Publikum vorzuführen. Auch das Kommentieren anderer Blogs erscheint mir nicht mehr als Vergnügen. Irgendwie ist es aber auch gut, dass nach einer gewissen Zeit erkannt zu haben und nun nicht steif und stur diesen Webspace mit dünnen Zitaten verteidigen zu müssen.

Die Relevanz eines solchen "public digest" kann man auch flink mal überprüfen: Liest das hier überhaupt einer?

...ist es wichtig,



sich nicht von den umständen beeindrucken zu lassen...

nachdem mir der fantastischste automechaniker der schweiz bei der wintermobilmachung meines personenkraftfahrzeugs vortrefflich zur hand gegangen und auch der notwendigen kritik ob meiner viel zu nachlässig durchgeführten wartung des gefährts nachgekommen ward, trete ich heute die erste dezemberliche tour OHNE sommerreifen an, massgeblich beteiligt durch den langen ingo, den frede popede sowie robbi, the pelzi! dieser illustre haufen wird den weiten weg ins christkindlmarktumtriebene nürrenberg wagen, wo sich bereits weitere mutige aus der ganzen jesus freak republik einfinden werden, um dieses wochenende ganz dem 3.prophetenpooltreffen zu widmen.
doch bevor wir das fränkische heimsuchen, werden wir predigend und betend in stendal einfallen, um den dortigen jesus freaks zu einem unvergesslichen und verändernden abhängabend zu verhelfen. so that rallye starts...